Das Blaue Sofa in Berlin mit Daniel Kehlmann und seinem Roman „Tyll“

19.10.2017 | Berliner Ensemble

Nach „Die Vermessung der Zeit“ legt Daniel Kehlmann mit einem modernen Schelmenroman über Till Eulenspiegel erneut einen großen historischen Gesellschaftsroman vor. Seinen Helden Tyll, der ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert stammt, versetzt er in den 30-jährigen Krieg - also in die Zeit von Glaubenskriegen, Söldnerheeren und Umbrüchen, in der tradierte Werte und Gewissheiten bedrohlich in Frage gestellt wurden. Die Weltsicht seines Schelms konfrontiert Daniel Kehlmann dabei mit aktuellen Fragestellungen und Perspektiven.

Hans Dieter Heimendahl, Deutschlandfunk Kultur, moderierte das Gespräch.

Daniel Kehlmann | © Beowulf Sheehan

"Tyll"

Tyll Ulenspiegel - Vagant, Schausteller und Provokateur - wird zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Müllerssohn in einem kleinen Dorf geboren. Sein Vater, ein Magier und Welterforscher, gerät schon bald mit der Kirche in Konflikt. Tyll muss fliehen, die Bäckerstochter Nele begleitet ihn. Auf seinen Wegen durch das von den Religionskriegen verheerte Land begegnen sie vielen kleinen Leuten und einigen der sogenannten Großen: dem jungen Gelehrten und Schriftsteller Martin von Wolkenstein, der für sein Leben gern den Krieg kennenlernen möchte, dem melancholischen Henker Tilman und Pirmin, dem Jongleur, dem sprechenden Esel Origenes, dem exilierten Königspaar Elisabeth und Friedrich von Böhmen, deren Ungeschick den Krieg einst ausgelöst hat, dem Arzt Paul Fleming, der den absonderlichen Plan verfolgt, Gedichte auf Deutsch zu schreiben, und nicht zuletzt dem fanatischen Jesuiten Tesimond und dem Weltweisen Athanasius Kircher, dessen größtes Geheimnis darin besteht, dass er seine aufsehenerregenden Versuchsergebnisse erschwindelt und erfunden hat. Ihre Schicksale verbinden sich zu einem Zeitgewebe, zum Epos vom Dreißigjährigen Krieg. Und um wen sollte es sich entfalten, wenn nicht um Tyll, jenen rätselhaften Gaukler, der eines Tages beschlossen hat, niemals zu sterben.