Am 19. November holte das internationale Medienunternehmen Bertelsmann Hanns-Josef Ortheil auf „Das Blaue Sofa Gütersloh“.
Der preisgekrönte Romancier („Die Erfindung des Lebens“, Luchterhand Literaturverlag) sprach mit Barbara Wahlster, der langjährigen Literatur-Redakteurin von Deutschlandfunk Kultur, über seinen erst wenige Tage zuvor veröffentlichten Roman „Die Mittelmeerreise“ und las Passagen aus dem Werk.
Bertelsmann richtete „Das Blaue Sofa Gütersloh“ im Theater Gütersloh bereits zum vierten Mal aus; zuvor waren der Erfolgsautor Wladimir Kaminer, die WDR-Journalistin Christine Westermann und der Schauspieler Dominique Horwitz zu Lesungen in die Dalke-Stadt gekommen.
Hanns-Josef Ortheil, 1951 in Köln geboren, wuchs in Wuppertal und im Westerwald weitgehend stumm auf, da seine Mutter aufgrund traumatischer Kriegsereignisse – vier ihrer Söhne waren ums Leben gekommen – unter einer Sprachstörung litt. Ortheil fand erst durch den frühen Schreibunterricht seines Vaters nach und nach zur Sprache. Schon mit acht Jahren veröffentlichte er erste Erzählungen in Tageszeitungen. Neben dem Schreiben, das für ihn zum existentiellen Medium des Überlebens wurde, hatte die Musik für ihn große Bedeutung. Ortheil erhielt früh Klavierunterricht und ging nach dem Abitur nach Rom, wo er sein Klavierstudium als Organist an einer deutschen Kirche finanzierte. Nach einem krankheitsbedingten Abbruch seiner pianistischen Laufbahn begann er ein Studium der Musikwissenschaften, Philosophie und Germanistik in Mainz, Rom, Göttingen und Paris, das er 1976 in Mainz mit der Promotion abschloss. Seit 1990 ist Ortheil Dozent für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. 1988 war er „Writer in residence“ an der Washington University in St. Louis/Missouri, von 1991 bis 1993 war er Stipendiat an der Villa Massimo in Rom. 1993/94 hielt er die Poetik-Vorlesung an der Universität Paderborn und 1994/95 an der Universität Bielefeld. 1998 übernahm er die Heidelberger Poetik-Dozentur; 2002 wurde er in Hildesheim zum Professor berufen. Hanns-Josef Ortheil lebt seit 1982 in Stuttgart.
Sein jüngstes, autobiografisches Werk „Die Mittelmeerreise“ erscheint am 12. November 2018 und schildert eine Odyssee ins Erwachsenenleben. Im heißen Sommer des Jahres 1967 gehen Hanns-Josef Ortheil und sein Vater auf einem schwer beladenen Frachtschiff auf eine große Fahrt von Antwerpen durch die Meerenge von Gibraltar ins Mittelmeer bis nach Griechenland und Istanbul. Mit an Bord ist – vom Steward über den Funker bis zum Kapitän – eine ganze Gesellschaft im Kleinen. Und auch die Angst fährt im Bauch dieses Ungetüms aus Eisen und Stahl, das auf hoher See in schwere Stürme gerät, beständig mit. Der junge Hanns-Josef Ortheil begegnet dem auf seine Weise: Er beobachtet, reflektiert, schreibt. Zwischen Kommandobrücke, Frachtraum und Schiffsbibliothek beginnt seine Suche nach Fixpunkten und dem, was für ihn zählt und weiterhilft: Die Lektüre Homers? Die neusten Songs der Beatles? Das Klavierspiel? Die Arbeit an der Bordzeitung? Die Freundschaft mit einer jungen Griechin? Oder die Aussteigerfantasien eines Besatzungsmitglieds? Immer reichhaltiger und intensiver wird die abenteuerliche Reise in unbekannte Gewässer, weit über frühere Ideen und Fantasien hinaus.