Ursula Weidenfeld, geboren 1962, studierte Wirtschaftsgeschichte, Germanistik und Volkswirtschaftslehre in Bonn und München. Sie war u.a. Berlin-Korrespondentin der "Wirtschaftswoche "sowie Ressortleiterin Wirtschaft und stellvertretende Chefredakteurin des Berliner "Tagesspiegel ". Heute arbeitet sie als freie Wirtschaftsjournalistin, daneben ist sie als Moderatorin und Kommentatorin für Fernseh- und Hörfunksender tätig. 2007 wurde Ursula Weidenfeld mit dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet. 2017 erschien "Regierung ohne Volk".
© Marc Darchinger
C.H.Beck
Mit Angela Merkel zog 2005 erstmals eine Frau und ehemalige Bürgerin der DDR ins Kanzleramt ein. Aus "Kohls Mädchen", der Ministerin und Generalsekretärin der CDU, wurde nun die beliebteste deutsche Politikerin und eine der mächtigsten Frauen der Welt. Ralph Bollmann zeichnet in seiner grundlegenden Biografie den Lebensweg Merkels nach und erzählt mit kritischer Sympathie die Geschichte ihrer Kanzlerschaft, die von der Finanzkrise über die Flüchtlingskrise bis zur Covid 19-Pandemie enorme Anforderungen an sie stellen sollte. Sein glänzend geschriebenes Buch zeigt uns eine außergewöhnliche Frau im Zentrum der Macht, deren Politik ein ganzes Zeitalter entscheidend geprägt hat. In der Regierungszeit von Angela Merkel begannen sich Gewissheiten aufzulösen. Die vertraute Weltordnung der Nachkriegszeit verschwand, eine neue Unsicherheit trat an ihre Stelle, zuletzt in der Corona-Krise sogar bis in den Alltag der Menschen hinein. Durch die Erfahrung des Systembruchs von 1989/90 war die ostdeutsche Politikerin darauf besser vorbereitet als viele ihrer Kolleginnen und Kollegen. Sie wurde nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil sie von den veränderungsunlustigen Deutschen alle Zumutungen konsequent fernhielt. Doch mit der Flüchtlingsdebatte endete diese Harmonie. Merkel konnte und wollte Deutschland nicht länger von den Weltläufen abschirmen und polarisierte selbst im Konflikt zwischen nationaler Abwehr und Weltoffenheit. Ralph Bollmanns Biografie ist nicht nur ein fesselndes Lesevergnügen, sondern auch eine eindrucksvolle Geschichte Deutschlands und Europas seit der Wende.
Wie stark hat Deutschland sich seit 1990 verändert, wie schnell seit 2005? Die Bundeskanzlerin ist eher die Notarin als die Gestalterin dieses Wandels. Nur in Krisen war sie entschlossen. Z
ur Zeit ist es Steffen Mau "Lütten Klein". Bei keinem anderen Sachbuch habe ich bei der Lektüre so viel über das wiedervereinigte Deutschland und seine Stimmungslagen gelernt.
Für mich ist es eine Entdeckungsreise: Ich habe viele Bücher gekauft und gelesen, nur weil mir die Gespräche auf dem blauen Sofa gefallen haben. Ein paar habe ich allerdings auch nicht gekauft.
Die "Rheinische Sinfonie" von Robert Schumann. Ich finde, dass sie musikalisch viel von dem ausdrückt, was auch die Bonner Republik war - man kann das Heimweh der älteren Generation Westdeutschlands so gut verstehen, wenn man sie hört! Und man versteht, warum diese Zeit vorbei ist.